Kreativ zu sein bedeutet, die eigene Schöpferkraft zu entfalten. Das geschieht bei Kindern - wenn man ihnen den Freiraum lässt - noch ganz natürlich und spontan. Bei uns Großen ist der kreative Ausdruck oft zugedeckt unter all zu ernsthaftem "Erwachsensein". Es lohnt sich, ihn wieder freizulegen!
Die eigene Handschrift
Beim Thema Kreativität denke ich zuerst an den Handarbeits- und Werkunterricht in der Schule oder den Besuch von Kunstmuseen und Galerien. An die Herstellung von selbst gemachten Dingen, die den Stempel des Einzigartigen, Individuellen tragen, die "Handschrift" des Erzeugers/der Erzeugerin. Aber Kreativität äußert sich nicht nur in der Herstellung neuer Objekte, Texte, Lieder, Gerichte oder ähnlichem kreativem "Output". Sie zeigt sich in der Gestaltung von Haus und Garten, bei der Auswahl der Kleidung, der Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen, und ganz allgemein bei der ureigenen "Lebenskunst".
Keine Zeit für Kreativität?
Die Kreativität freut sich natürlich, wenn du ihr ganz bewusst Zeit in deinem Leben einräumst. Aber wenn dies momentan schwer möglich für dich ist, heißt es nicht, dass du nicht kreativ sein kannst oder bist. Ganz ohne Kreativität geht es im Leben nämlich nicht, auch wenn wir das manchmal gar nicht bemerken! "Ich bin nicht kreativ" ist ein Denkfehler! Mensch zu sein schließt das Schöpferisch-Kreative mit ein, es ist eine Eigenschaft von jedem von uns - sozusagen als klitzekleines Abbild der unendlichen, göttlichen Schöpferkraft. Es ist vielleicht ganz gut, nicht gleich wieder eine Regel, einen Stundenplan, ein neues "To Do" aufzustellen, sondern einfach mal mit der Idee schwanger zu gehen, wie das eigene Leben wieder bunter und spontaner werden könnte, was man gerne Neues probieren möchte. Öfter mal innezuhalten im "Getriebe des Alltags" und unbekannten, vielleicht verrückt erscheinenden Impulsen Raum zu geben.
Eine Welt voller Möglichkeiten
Wenn du dir nicht (mehr) besonders schöpferisch vorkommst, dann beobachte Kinder (siehe auch der Blog-Artikel "Entdecke die sprühende Lebenslust der Kindheit")! Sie bestaunen alles Neue und können mit den kleinsten Kleinigkeiten neue Welten erschaffen. Für sie ist die Welt voll Zauber und sie klinken sich ganz selbstverständlich in den Möglichkeitsraum ein, lassen sich treiben von einer fantasievollen Eingebung zur nächsten. Sie gestalten auf diese Weise ihr Leben, verbunden mit ihrem kreativen Potential. Uns Erwachsenen kommt diese Verbindung durch die Überbetonung des Verstandes, des Intellekts, der Kontrolle und des Nützlichkeitsdenkens leider oft abhanden. Kein Wunder, wenn wir uns nach Jahrzehnten zunehmend leerer fühlen und alles grau in grau erscheint.
Pack die Badehose ein - und den Farbkasten wieder aus!
Tja, was tun, wenn alles grau in grau erscheint? Den Farbkasten wiederfinden, entstauben, öffnen - und los geht's! Dafür ist es wirklich nie zu spät. Wir können uns dem kreativen Tun jederzeit wieder zuwenden. Es ist gut, wenn wir keine genaue Vorstellung davon haben. Wir brauchen keinen Plan und sollten nicht zuviel darüber grübeln, ob wir nun malen, töpfern oder stricken wollen. Im Gegenteil, das Schöpferische bekommt mehr Raum allein durch das Innehalten. Das Anhalten des üblichen, beinahe automatischen Tagesablaufs. Die Automatik, der Autopilot, ist der Tod des kreativen Ausdrucks. Wie beim Verjüngungsschnitt von Sträuchern gilt es auch in unserem Leben manchmal alte, wenig Frucht bringende Äste "herauszuschneiden", um Platz für Neues zu schaffen. Und dann neugierig zu warten, welche Blüten sich auf den jungen Trieben entfalten werden.
Bücher, Bücher, Bücher?
Es gibt unzählige Bücher zum Thema. Ich möchte hier nur ein einziges nennen, das mich besonders beeindruckt hat (ich habe es im englischen Original gelesen, während einer Übergangszeit in meinem Leben): Julia Cameron - The Artist's Way.
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