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AutorenbildSabine Fischer

Wer nicht fühlen will, muss denken

Warum sind Gefühle so wichtig? Weshalb werden sie als Tor zur Freiheit bezeichnet? Und wie kann man sich dem Fühlen wieder annähern, wenn man - wie so viele Menschen heutzutage - kaum Gefühle wahrnimmt?

 

Warum sind Gefühle wichtig?


Weil sie das Salz in der Suppe sind, weil sie aus unserer Zeit auf Erden ein lebendiges Ereignis machen! Wir antworten fühlend auf die Welt und wenn wir fühlen, fühlen wir uns lebendig. Sie bewegen uns zu neuen Ufern, geben uns Signale und weisen uns den Weg. Kinder drücken ihre Gefühle anfangs noch ungehemmt (und oft lautstark) aus. Sie brauchen den Halt und die Geborgenheit von uns Erwachsenen, damit sie auch übermächtig erscheinende Gefühle an sich heranlassen und in Sicherheit ausfühlen können. Stellen die Großen diesen sicheren Raum nicht zur Verfügung, beschwichtigen oder - schlimmer noch - schelten die Kinder, wenn sie unangenehme Gefühle ausdrücken, dann beginnt der junge Mensch damit, gewisse Gefühle zu verdrängen, weil sie nicht erwünscht sind, keinen Raum haben oder keine starke Schulter da ist, an die man sich beim Fühlen anlehnen kann.


Ein schreiender Mann, der seine Gefühle zulässt
Gefühle machen uns lebendig

Durch das Tor des Fühlens zu innerer Freiheit


In der Bewusstheitsarbeit von Christian Meyer ist es von zentraler Bedeutung, sich das Fühlen wieder ganz und gar anzueignen. Wobei es nicht nur um das Fühlen an sich geht, sondern um das NICHTS TUN mit den Gefühlen, um das Geschehen-Lassen und Zurücktreten. Dies ist ein ganz entscheidender Schritt auf dem Weg zum Aufwachen. Durch das gänzliche Ausfühlen lösen sich Blockaden und Körperanspannungen nach und nach, unterdrückte Gefühle und die dadurch gebundene Energie wird frei, man wird freier, lebendiger, authentischer. Im Blog-Artikel "Alles fühlen können" gehe ich genauer darauf ein, was es bedeutet, mit den Gefühlen "still zu sein" und weshalb sie das Tor zur Freiheit sein können.


Fühle, wenn du stiller werden willst


Viele Suchende praktizieren jahrzehntelang Meditation und konzentrieren sich dabei zum Beispiel auf ihre Atmung oder ein Mantra. Die Gefühle werden wenig beachtet oder beiseite gestellt. Dadurch bleiben sie ungelöst im Untergrund und die gewohnte Ablenkung durch die Gedankenflut ist weiterhin nötig. Je weniger gefühlt wird, desto umtriebiger werden die Gedanken! Schlaflosigkeit beruht z.B. oft darauf, dass Gefühle nicht gefühlt wurden, der Körper dadurch angespannt ist und das mentale System unter Druck gerät. Stiller wird man erst, wenn man die Gefühle (aus)fühlt und nicht, wenn man sie beiseite stellt.


Fröhliches Kind
Was fühlt dieses Kind jetzt wohl?

Kleine Schule des Fühlens


Um dich dem Fühlen wieder anzunähern ist zuerst einmal eine innere Entscheidung für das Fühlen nötig. Du kannst auch den Gefühlen oder einem bestimmten Gefühl gegenüber eine Einladung aussprechen. Mache es dir zur Gewohnheit, dich öfters zu fragen "was fühle ich jetzt?" Atme dazu mehrmals mit einem Seufzer aus, um überflüssige Anspannung abfließen zu lassen und den Körper zu spüren. So kannst du das Gefühl oder deine Stimmung leichter wahrnehmen. Vielleicht nimmst du zuerst nur Ruhe oder Unruhe wahr. Lass dich darauf ein und erkunde sie, nimm wahr, welches Gefühl in der Ruhe oder Unruhe steckt. Trenne nicht in schlechte und gute Gefühle. Frieden und Glück liegen darin, Gefühle so anzunehmen, wie sie sind. So lange, wie sie da sind. Ohne sie zu verdrängen, und ohne in ihnen zu baden.


Hineinsinken in den Gefühlsraum


Und jetzt geht es darum, dem Gefühl Raum zu geben, d.h. dich erfassen zu lassen und zurück zu treten – sodass niemand mehr da ist, der mit dem Gefühl etwas tun will. Dann geschieht von selbst und ohne Anstrengung ein Hineinsinken. Sei wie ein neugieriger Forscher, der sich langsam mit den Gefühlen vertraut macht: "Wie kann ich es aushalten? Was macht das Gefühl mit mir? Welche Reaktionen ruft es hervor? Taucht Angst, Ablehnung oder Ärger gegenüber dem Gefühl auf?" Du wirst dabei immer vertrauter mit deinen Gefühlen und dir selbst.

Die Übungen des Geschehen-Lassens (die zum Beispiel in meiner Bewusstheitsgruppe geübt werden) machen nur Sinn, wenn der klare Wunsch zu fühlen da ist. Anfangs helfen die Übungen aber auch, Berührungsängste mit unbekannten Gefühlen zu überwinden und zu erfahren, dass die Befürchtung, manche Gefühle nicht aushalten zu können, unbegründet ist. Dann kann die Entscheidung für das Fühlen tiefer und vollständiger werden.


 
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