In unserer krisengebeutelten Zeit fühlen sich viele Menschen alleine, isoliert, ängstlich und ausgegrenzt. Es gibt viele gute Gründe dafür. Umso wichtiger ist es, die Verbundenheit mit der Natur, mit anderen Menschen und sich selbst zu fühlen und zu pflegen. Das geht am besten, wenn der Kopf leer und das Herz voll wird.
Verbinden statt trennen
Ich möchte heute nicht über Trennendes schreiben. Viel lieber denke ich mit euch darüber nach, was wir tun können, um uns wieder stärker zu verbinden. Es tut so gut, Verbundenheit, Zugehörigkeit, vielleicht sogar Einheit zu fühlen. Ein guter Ausgangspunkt ist die Tatsache, dass alles miteinander verwoben und voneinander abhängig ist. Das erklärt auch, warum wir uns selbst weh tun, wenn wir andere verletzen und dass wir fröhlich werden, wenn wir andere anlächeln, ihnen aufmerksam zuhören oder eine Blume schenken.
Interbeing - die Verbundenheit allen Seins
Der bekannte vietnamesische Zen-Meister, Autor und Friedensaktivist Thich Nhat Hanh, der am 22. Jänner im Alter von 95 Jahren verstorben ist, hat den Begriff „Interbeing“ als Grundlage seiner Achtsamkeitspraxis geprägt. Damit ist die wechselseitige Verbundenheit allen Seins gemeint. Je mehr wir uns dieser bewusst sind, desto behutsamer und liebevoller gehen wir mit uns selbst und unserer Mitwelt um.
Die trennende Gedankenwolke
Was hält uns nun von dieser natürlichen, verbundenen Seinsweise ab? Was trennt uns von der Wahrnehmung unserer heilsamen und richtungsweisenden Lebensimpulse? Kurz gefasst und auf den Punkt gebracht: es ist unsere Denksucht! Oberflächlich betrachtet finden wir viele Symptome, viele „Gründe“, die uns das Verbundensein erschweren. Aber wenn wir wirklich tief blicken, dann entlarven wir das ständige Geplapper in unseren Köpfen (und unsere fast vollständige Identifikation mit diesem Gedankengebäude) als Ursache der Entfremdung.
Werde still und ganz lebendig
In Ausnahmesituationen können wir erfahren, wie es ist, ganz da zu sein. Das Gedankenkarussell hält an, wir fühlen uns ergriffen, lebendig, inspiriert – vielleicht auch schockiert. In diesen Momenten wachen wir für kurze Zeit aus der Gedanken-Trance auf und sind ganz im Hier und Jetzt. Nur wenn wir nicht in Gedanken woanders sind, können wir wahrnehmen, staunen, berührt werden. Innere Stille ist die Grundlage für eine tiefe Verbindung mit uns selbst und anderen, mit der Natur und mit dem großen Geheimnis.
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