Das Gemeinsame der zahlreichen spirituellen Wege hat Christian Meyer in seinen „Sieben Schritten zum Loslassen“ zusammengefasst. Es sind Schritte des Nicht-Tuns, des Anhaltens, der Lösung von Verstrickungen und körperlicher Verspannungen. Für mich waren diese Schritte in den letzten Jahren wahre Offenbarungen. Diesmal geht es um das Annehmen und "Beenden" der Vergangenheit.
Deine Geschichte ist nur eine Geschichte
Die Vergangenheit ist ein gedankliches Konstrukt. Es dient dazu, das Bild zu konstruieren und aufrechtzuerhalten, das du von dir selbst hast: das Bild, das Identität genannt wird. Dieses Bild ist formbar - ebenso wie das Bild von der Vergangenheit. Du kannst die Wahrheit dessen erfahren, wenn du dich auf folgende Übung einlässt:
Beschreibe zuerst deine Vergangenheit als eine Geschichte des Unglücks mit all dem Schlimmen, das dir zustieß, und allem Scheitern, das du erlebt hast.
Jetzt erzähle deine Vergangenheit als eine Geschichte des Glücks: wie gut sich alles gefügt hat, wo du überall Glück und Erfolg hattest.
Sprich dann deine Geschichten auf einen Tonträger (oder erzähle sie einer guten Freundin/einem guten Freund), höre sie an und nimm wahr, was du fühlst.
Lass dich überraschen! Es wird deutlich, dass viel in deinem Leben davon abhängt, WIE du dir deine Geschichte erzählst.
Offene "Gestalten" wollen sich schließen
Der Begriff "Gestalt" für einzelne Ereignisse oder Erfahrungen stammt aus der Gestalttherapie. Jede Gestalt hat das Bestreben, sich schließen zu wollen. Eine Gestalt taucht auf, entfaltet sich und bleibt eine Zeit lang offen, bis sie sich schließt. Viele Gestalten bleiben jedoch offen und binden Energie. Oft trifft das auf ungeliebte oder verdrängte Anteile von dir selbst zu: z.B. das jüngere Selbst in den verschiedenen Lebensaltern. Jeder Anteil will wahrgenommen und integriert werden. Dabei führt nur das Annehmen z.B. des wütenden oder ängstlichen inneren Kindes zum Loslassen und zur Freiheit, nicht das Vergessen-Wollen. Schiebt man ungeliebte Anteile und Erinnerungen einfach beiseite, so pochen sie im Untergrund umso mehr darauf, endlich gehört zu werden. Das Fernhalten kostet Kraft und erschöpft, was schlussendlich zu Depressionen führen kann.
"Das hätte nicht sein dürfen!"
Unendlich viel Leid und Schmerz wird ständig neu erzeugt, weil wir gegen Ereignisse kämpfen, die schon lange vorbei sind. Das Hadern mit Vergangenem, das vielleicht 30 oder 40 Jahre später noch beklagt wird, bringt das frühere Ereignis (durch die Gedankentätigkeit) immer wieder in die Gegenwart - und das damit verbundene Leid! Ob wir wirklich frei für die Gegenwart und die Zukunft sind und Frieden finden können, hängt davon ab, dass wir die Gefühle, die mit einer früheren Verletzung verbunden sind, zulassen. Heilende Trauerarbeit kann aber erst dann wirklich beginnen, wenn die Wut gefühlt wurde, der ein tiefer Schmerz zugrunde liegt.
"Ich weiß, dass ich nichts weiß"
Annehmen heißt den Kampf aufgeben. Es ist kein notgedrungenes Sichabfinden, sondern ein zustimmendes Akzeptieren mit offenem Herzen. Man muss nicht alles gut finden! Das Schlimme bleibt etwas Schlimmes. Am besten ist es, kein Urteil zu fällen und wenn das (noch) nicht gelingt, frag dich: "Woher weiß ich mit Sicherheit, dass es anders besser gewesen wäre?" Sei nicht zu schnell mit deiner Antwort. Auch wenn du dich selbst verurteilst für etwas Vergangenes, mach dir bewusst, dass das, was du jetzt weißt, damals nicht zur Verfügung stand.
Wenn man auf die Vergangenheit schaut und alles sieht, ohne es leugnen oder verdrängen zu müssen - und wenn einem bewusst ist, dass jedes Urteil fehl am Platze ist - dann wird man immer stiller. Wenn alles so sein durfte, wie es war, dann weitet sich der innere Raum, weil niemand mehr da ist, der etwas ändern will.
Weiter ausgeführt wird das Thema im Buch von Christian Meyer "Ein Kurs in wahrem Loslassen" (Arkana Verlag).
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