Minimalismus ist zu einem neuen Trend geworden. Da gibt es Menschen, die ihr gesamtes Hab und Gut in einem Rucksack unterbringen, Frauen, die mit 20 Kleidungsstücken auskommen, oder Leute, die glücklich auf 18 Quadratmetern in einem Tiny House leben. Obwohl ich durchaus nachempfinden kann, dass ein solch radikaler Minimalismus befreiend sein kann, möchte ich selbst nicht so weit gehen. Ich bin dankbar, eine geräumige Wohnung zu haben (vor allem in der kalten Jahreszeit), ich habe eine bunte Auswahl an Farben, Materialien und "Formen" in meinem Kleiderschrank und ich würde vor einem Umzug einige Tage lang Kartons einräumen und nicht einfach nur einen Rucksack schnappen können.
Ein Hoch auf das Ausmisten
Trotzdem liebe ich das Ausmisten. Es schafft Raum - ja, auch Raum für Neues - und es schafft Zeit. Es wird übersichtlicher, man spart Energie, weil Entscheidungen leichter fallen, das Umfeld klarer und wesentlicher wird. Jeder von uns hat natürlich bestimmte Vorlieben, Hobbys, Sammlungen oder Leidenschaften z.B. für Bücher, für Zimmerpflanzen, für Schuhe, für Musikinstrumente oder was auch immer. Da fällt es schwieriger, sich von Lieblingsstücken zu trennen und das muss auch gar nicht sein. Denn es geht ja nicht darum, Dinge loszulassen, an denen unser Herz hängt. Sondern darum, zu erkennen, wieviele Dinge um uns herumlungern, zu denen wir seit Jahren nicht mehr gegriffen, die wir seit Ewigkeiten nicht mehr angesehen haben.
Anleitung zum Loslassen
Graue Herbsttage bieten sich für solche Entrümpelungen an: Ding in die Hand nehmen, überlegen, ob es praktisch ist, dein Leben leichter macht, wie oft du es verwendest. Manchmal ist schnell klar, dass du es nicht brauchst - das Loslassen dauert ab und zu noch etwas länger. Im Zweifelsfall kannst du manches in eine "Übergangskiste" oder -schachtel packen und nach einem halben Jahr überlegen, ob es dir in der Zwischenzeit abgegangen ist.
Ballast abwerfen ist eine Befreiung
Umzüge machen das Entrümpeln natürlich leichter, weil man ohnehin jedes Stück in die Hand nehmen muss und es oft gar nicht möglich ist, alles mitzunehmen. Aber auch im Alltag gibt es viele Möglichkeiten, die es einem erleichtern, Sachen wegzugeben, z.B. Flohmärkte, Sachspendenaktionen für Flüchtlinge, Kleidersammlungen der Caritas oder anderer Hilfsorganisationen, dankbare Freundinnen und Freunde oder der Verkauf über Internet-Börsen. Das "Ballast-Abwerfen" ist auf diese Weise nicht nur gut für uns, sondern auch für andere! Und wenn es geschafft ist, dann genieße das Gefühl der Befreiung und Erleichterung. Fülle die neu entstandenen Räume nicht gleich wieder auf, überlege bewusst, was du konsumierst und schaffe dir ein einfacheres Leben.
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