Viele Bergsteiger werden gefragt, warum es sie hinauf treibt, warum es für sie so erhebend ist, auf Gipfeln zu stehen. Meine Antwort darauf ist diese Geschichte.
Natürlich will ich auf den Großglockner! Da muss ich keine Sekunde überlegen!
Im März 2016 schließe ich mich spontan meinen Bergkameraden Willi und Georg an, die im Winter bei Sonnenaufgang am Glocknergipfel stehen wollen. Ich bin eine leidenschaftliche Bergsteigerin und diesen Traum möchte ich mir auch erfüllen.
Freude und Entschlossenheit
Schon bei der Anfahrt nach Kals spüre ich die Begeisterung. Ich vibriere vor Lebendigkeit, Vorfreude und ja, auch ein wenig Ängstlichkeit: "bin ich auch fit genug?". Aber ich bin zutiefst entschlossen. Schon am Monte Cevedale in der Ortlergruppe hatte ich eine Gipfelerfahrung, die mein normales Erleben ein ganzes Stück weit überstieg. Das sind Momente "für die Ewigkeit".
Übernachtung mit Körperkontakt
Am Nachmittag steigen wir mit unseren Tourenskiern zur Stüdlhütte auf. Es ist windstill und warm. Keuchend und schwitzend erreichen wir die bei stabilem Wetter stets bummvolle Hütte, die für ihr leckeres Abendbuffet bekannt ist. Während der kurzen Nacht im Matratzenlager tue ich kaum ein Auge zu, denn wir liegen Schulter an Schulter. Dazu kommt, dass ich wahnsinnig nervös bin - ich könnte zappeln, wenn ich Platz dafür hätte.
Gemeinsam und doch allein
Der Wecker geht um 01:30 früh. Niemand außer uns und unserem Bergführer startet heute um diese Zeit und so können wir uns in Ruhe für die Hochtour startklar machen. Um 2 Uhr treten wir hinaus in die eiskalte, sternenklare Nacht. Wir schalten unsere Stirnlampen ein und knirschend geht es über den hart gefrorenen Schnee hinein in die Gletscherwelt.
Wir marschieren zügig - gemeinsam und doch allein. Es wird kaum gesprochen, jeder ist mit seinen Gedanken, seiner Atmung und der Ausrüstung beschäftigt. Und doch stellt sich bei mir eine andächtige Verzauberung ein. Der fast volle Mond über uns, die sich langsam bewegenden Lichter der vom Tal aufsteigenden Alpinisten weit unter uns, die Herrlichkeit der stillen Berge. Ich bin ganz im Hier und Jetzt.
Himmlische Farbenpracht
Unter der Adlersruhe lassen wir die Skier zurück und klettern angeseilt und mit Steigeisen das steile Glocknerleitl bergan. Langsam wird im Osten ein heller Streifen sichtbar und von Minute zu Minute verändert sich die himmlische Farbenpracht. Gerne würde ich stehen bleiben und staunen, aber ich muss weiter und mich auf jeden Schritt konzentrieren.
"High" am Großglockner
Vom Kleinglockner balancieren wir über die schmale Glocknerscharte und kurz nach 6 Uhr früh stehen wir am Gipfel. Ich bin überwältigt, Tränen der Freude und Berührung laufen über meine Wangen. Und diese Demut angesichts des atemberaubenden Naturschauspiels rings um mich!
Prickelndes Lebendigsein
Dieses prickelnde Lebendigsein voller geistiger und körperlicher Wachheit habe ich bisher nur auf Berggipfeln erlebt. Es sind spirituelle Erfahrungen, Augenblicke, in denen sich uns(er) Sinn erschließt, Momente, in denen wir die Wirklichkeit kosten.
Diese Geschichte habe ich bei Story.one eingereicht. Wenn sie dich anspricht, klicke dort auf das "Gefällt mir"-Herz: https://www.story.one/de/u/sabine-fischer-3fd118c9/willst-du-eine-gipfelerfahrung-erleben/
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